Im Kirchenviertel Wörrstadts befand sich in Nähe der Laurentiuskirche nur eine kleine Öffnung zum hindurchgehen. Es handelte sich um den heutigen Gabsheimer Weg, welcher damals auch Pfädchen genannt wurde. Zunächst planten die Bürger dort die Errichtung eines Tores. Jedoch konnte man sich gemäß Kirchenbucheintrag des Pfarrers Wilhelm Wagner im Jahre 1756 nicht einigen, da dieser Weg über den damaligen großen Pfarracker führen sollte, welche sich dahinter erschloss.

Auf fortwährende Ansuchen vieler Gemeindeleute wurde die Öffnung im Graben schließlich in Höhe der heute befindlichen Straße "Am Neutor" erweitert, damit diese auch zum Ein- und Ausfahren für Pferdefuhrwerke und Karren zum Einbringen der Feldfrüchte der umliegenden Äcker dienen konnte. Dieses im Jahre 1768 aus Kalk- und Natursteinen der örtlichen Umgebung gebaute Tor wurde anfangs Kirchenpforte genannt. Der Weg durch die Kirchenpforte war unbefestigt.

Weil es sich um ein neues Tor handelte, bürgerte sich anstelle des offiziellen Namens der Begriff Neutor ein. 

                                                                              Pariser Str. Höhe Neutor um 1830

Nach Ausbruch der französischen Revolution und dem "Geheimfrieden" von Luneville im Jahre 1801 gehörte das linke Rheinufer und damit auch Wörrstadt völkerrechtlich zu Frankreich. Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte plante einen Feldzug gegen Russland. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 1808 auch die Pariser Straße für Truppenbewegungen und Truppentransporter der französischen Armee, parallel am Neutor vorbeiführend, erweitert und befestigt. Die Pariser Straße führte von Mainz über Wörrstadt nach Alzey und hieß ab dort Kaiserstraße.

Tor und Torhaus verloren durch den Bau der Pariser Straße an Notwendigkeit, verfielen und wurden abgerissen.