Der Graben

Um 1150 wird der Dorfgraben als "Zingele" (umzingelt) = Dorfgrenze angelegt. Er diente als bewachsene Schutzwehr und Sichtschutz für umherziehende Soldateska und Räuberbanden. Der Graben wurde erstmals 1335 urkundlich erwähnt.

Es handelte sich um dreifach im Unterholz verpflochtende Wälle mit Doppelgraben, der den Ort vollständig umschloss. Einem kleineren, dem Spaziergraben und einem wesentlich tieferen, der den Zweck hatte bei Unwettern oder wolkenbrucharigen Regenfällen, starkem Tauwetter die Wassermassen aufzufangen und so das Dorf von der Wasserflut zu schützen. Ferner konnten Feldfrüchte und Weintrauben, die zehntpflichtig waren, nur durch die Tore und unter Kontrolle in das Dorf eingefahren werden.

Die Tore nannten sich Binger Tor, Hermannstor, Katzenpforte, Judentor und Neutor. In Höhe der heutigen Volksbank befand sich ein Wasserwehr mit einem weiterern Grabenteil namens Ochsengraben direkt zum Niederborn. Die Schließung des Wehres verhinderte bei Überschwemmungen das Überfluten des unteren Ortsteiles.

Während der rheingräflichen Zeit mit Erlaß von 1736 durften nur alte, hohle oder abgängige Bäume gefällt werden. Mit Schreiben der französichen Regierung aus dem besetzten Mainz im Jahre 1813 wurde auf die Wichtigkeit des Grabens und des Grabenbewuchses hingewiesen. Dieser verhinderte Überschwemmungen und Sturmschäden an Gebäuden. Das Holz daraus sei daher unverkäuflich.

Erst im Jahre 1828 erreichten die Anlieger die Abholzung des Ochsengrabens. Das freigewordene Feld wurde an interessierte Anlieger verkauft. Bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts war der Graben größtenteils mit Jahrhunderte alten Ulmenbäumen, auch Effen genannt, bepflanzt. Daher wurde der Dorfgraben auch Ulmengraben genannt. Die Ulmen fielen alle dem Ulmensplintkäfer zum Opfer und wurden durch andere Baumarten ersetzt. Seit dem Frühjahr 2015 sind wieder junge Ulmenbäumchen zu sehen.

Quellen:
 
Gemeinde Wörrstadt, die Geschichte einer kleinen Stadt von Ernst Klug 
(herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Wörrstadt im Jahre 1972)
 
Wörrstadt, ein Rundgang zu Sehenswertem
(herausgegeben vom Kulturkreis Wörrstadt e. V. und der Stadt Wörrstadt 2011)
 
Der Wörrstädter Ulmengraben und seine Tore vor 200 Jahren von Werner Wolf
Heimatjahrbuch Kreis Alzey (Ausgabe 1969) 
  03 Ortsbefestigung Wallstr., Ulmenstr. und andere (1).JPG Graben zwischen Friedrich-Ebert-Str. / Hermannstr.

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