Schreibwarenladen Liesel Jung in den 60ern
Eins der ältesten Häuser in Wörrstadt. Dort war einst die erste Apotheke Wörrstadts untergebracht. Das Haus bewohnte vor dem 2. Weltkrieg die jüdische Familie Bronné. Josef Bronné führte dort ein Herrenbekleidungsgeschäft. Einer der Söhne (Ernst) wurde 1936 von der SA inhaftiert und starb im Oktober 1936 an den Folgen der erlittenen Misshandlungen. Die Brüder Philipp und Heinrich Jung erwarben das Haus von den Bronnés, die Familie Bronné floh nach Holland. Die Ehefrau schaffte es mit den verbliebenen Söhnen nach Brasilien, der Ehemann wurde in Amsterdam aufgegriffen und nach Ausschwitz deportiert. Es existiert noch ein Briefwechsel zwischen Frau Bronne und Philipp Jung, datiert nach dem 2. Weltkrieg. Die Brüder Jung vermieteten das Ladenlokal zuerst an Eugenie Welter, die dort einen Schreibwarenladen eröffnete. Heinrich Jungs spätere Schwiegertochter Liesel (deren Ehemann ebenfalls Heinrich hieß), übernahm das Geschäft in den 60er Jahren und betrieb dort anfangs neben den Schreibwaren noch eine Leihbücherei. Später hatte sie Schreibwaren, Bücher, Schulbedarf, Leder- und Spielwaren im Sortiment, außerdem gab es eine Lottoannahmestelle. Im April 1984 wurde sie bei einem Raubüberfall schwer verletzt und war fortan schwerbehindert, das Geschäft musste aufgegeben werden.Das Ladenlokal wurde danach noch mehrfach vermietet und schließlich zu Wohnraum umgebaut.
