Annahme erblicher Familiennamen 1808

Leider standen für eine umfangreiche Recherche nur noch wenige Unterlagen, Dokumente oder Bildmaterial zur Verfügung. Auf sicherem biographischen und statistischem Grund sind wir erst seit der Napoleonischen Zeit. Die standesamtliche Geburts-, Todes- und Heiratsurkunden sind uns hier seit 1799 nahezu vollständig erhalten. Für die Juden in Wörrstadt brachte die Französische Revolution und die Herrschaft Napoleons entscheidende Veränderungen. Zum ersten Mal wurden sie freie und gleichberechtigte Bürger, zumindest nach dem Gesetz. Seit die linksrheinischen Gebiete von den Franzosen besetzt waren und in das französische Empire integriert wurden, galten hier die fortschrittlichen französischen Gesetze des Code Civil. Eine wichtige Neuerung ergab auch der Namenszwang für Juden. Diese nannten sich früher einfach nach dem Rufnamen ihrer Vorfahren, was zu Verwechslungen führte. Vom Oktober bis Dezember 1808 nahmen 34 Mitglieder der Wörrstädter jüdischen Familien und deren Angehörige neue und dauerhafte Familien- und größtenteils auch neue Vornamen an. Diese Dokumente aus dem Civilstandsregister von Wörrstadt sind ebenfalls noch erhalten:

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Alle Namensänderungen von 1808

 

Die Wörrstädter Juden waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gut integriert. Sie betrieben meist Handel, vor allem mit Vieh und Landprodukten, aber auch mit Dingen des alltäglichen Bedarfs. Häufig waren sie Metzger, gelegentlich auch Handwerker. Einige erwarben Grundbesitz und Äcker. Sie waren in Vereinen und im gesellschaftlichen Leben aktiv.
Erst als die Nationalsozialisten an die Macht kamen setzte die systematische Verdrängung, Verfolgung, Vertreibung und schließlich Ermordung der Juden ein. Im Juni 1933 lebten noch 44 Juden in Wörrstadt. Bis 1941 verließen 16 offiziell das Land, es waren vermutlich aber mehr. Nachgewiesen wurden 32 der Zurückgebliebenen ermordet. Im ganzen Land war damit das jüdische Leben erloschen.

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