Jüdisches Gemeindeleben(2)

Das religiöse Leben

Der Shabbat begann am Freitag Abend und dauerte bis zum Samstag Abend. Die Familie traf sich zum Shabbat-Mahl, das mit dem Anzünden von zwei Kerzen durch die Hausfrau begann. Der Gemeindevorstand organisierte die Gottesdienste, deren Gestaltung übernahm ein Vorsänger, ein Mann aus der Gemeinde, der mit den heiligen Schriften vertraut war, unterstützt vom Gemeindediener. Sie richteten die Gottesdienste und Gemeindefeste zu den Hohen Feiertagen aus: Zu Rosh ha-Schana (Neujahr) und Jom Kippur (Versöhnungsfest), im Herbst und im Frühling zu Pessach (Erinnerung an den Auszug aus Ägypten).

Religiöse Feste im Lebenslauf

Für Jungen die Beschneidung (Brit Mila) am 8. Tag nach der Geburt, ausgeführt von einem ausgebildeten Beschneider, dem Mohel. Für Mädchen die Verkündigung ihres Namens in der Synagoge am 1. Schabbat nach der Geburt.

Bar Mizwa für Jungen zum 13. Geburtstag, in liberalen Gemeinden auch Bat Mizwa für Mädchen zum 12. Geburtstag. Durch individuellen Unterricht vorbereitet lesen die Jugendlichen im Gottesdienst eine Passage aus der Tora, erstmals eingekleidet in die rituellen Gewänder. Als „Sohn/Tochter der Pflicht“ sind sie nun mündige Mitglieder der Gemeinde. Im Familienkreis folgt ein fröhliches Fest.

Die Hochzeit unter der Chuppa, einem Baldachin. Heirat und die Gründung wird als Pflicht verstanden. Heiratsvermittler, die Schadchen, helfen vor allem in kleineren und mittleren Gemeinden bei der Wahl von Ehepartnern.

Die Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof, dem Bet Olim (Haus der Ewigkeit), wird von der örtlichen Beerdigungsbruderschaft,der Chewra Kadischa betreut. Sie kümmert sich auch um die trauernden Angehörigen.

Am Jahrtag, ein Jahr nach dem Tod, wird der Grabstein gesetzt. Das Grab gehört nach jüdischem Recht, der Halacha, dem Verstorbenen auf ewig.

Alle fröhlichen Feste wurden durch Gesang,Tanz und ein Festmahl begleitet.

 

Tora-Rolle aus dem Museum Alzey
Bild: RenateRosenau
Tora-Rolle

Die Tora wurde von ausgebildetenToraschreibern auf Pergament geschrieben und zur Rolle verbunden. Sie ist der Mittelpunkt der Synagoge. Sie enthält die hebräische Bibel, die fünf Bücher Moses. Aufbewahrt wird sie im Tora-Schrein, der heiligen Lade (Aron ha-Kodesch) an der Ostwand der Synagoge.

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