Jüdische Geschäfte (3)

Frau Bronne verkaufte das Haus in der Pariser Straße an Philipp Jung aus Wörrstadt und emigrierte mit ihren Kindern nach Brasilien. Der Kaufpreis wurde wie bei vielen anderen Verkäufen von jüdischem
Besitz auf ein sogenanntes Treuhandkonto überwiesen und erreichte in vielen Fällen die jüdischen Besitzer nie. Der folgende Antwortbrief von 1949 an Philipp Jung von Frau Bronne veranschaulicht das.

Der Antwortbrief
(der Brief wurde zur Verfügung gestellt von Fr. Rinkes, Wörrstadt)
Inhalt: Brief von Frau Hedwig Bronne

Sao Paulo, den 30. Juni 49

Werter Herr Jung !

War ganz erstaunt von Ihnen einen Brief zu erhalten, hätte Ihnen auch gleich geantwortet, hatte einen Gelenkentzündung im Knie, musste einige Wochen im Bett liegen, bin erst 2 Tage wieder auf.
In Betreff des Hauses wie der Äcker was soll das heißen mit der Staatsanwaltschaft? Das verstehe ich nicht indem mir doch dieselben mein Geld welches ich für das Haus und Äcker bekommen habe, mir doch beschlagnahmt wurde, ich überhaupt nichts erhalten habe. Wenn ich nicht meine Geschwister gehabt hätte, so wäre ich nicht
hierhergekommen, so haben sie mir alles abgenommen.
Jetzt ist es hier Winter aber kein Schnee zu heiß. Hier ist eine schöne Stadt, die Leute sind alle sehr anständig, es kann jedem hier gefallen, sehr viel Industrien und Fabriken, wunderbare Häuser und Hochhäuser. Ich habe ein großes Enkelchen, das macht mir Freude zur Zerstreuung, ist 10 Jahre alt, geht in eine Privatschule ganz in unserer Straße (Nähe).
Ich beschäftige mich im Haushalt kann nicht mehr viel tun durch mein Bein. Die Kinder von ihrem Bruder sind jetzt groß, können ihren Eltern schon behilflich sein und ihnen Freude machen. Empfangen Sie die besten Grüße von Frau Bronne. Die Kinder lassen Sie bestens grüßen.

Grüßen Sie ihren Bruder nebst Familie.

Der Sohn Richard Bronne verstarb 1943 in Port-of-Spain auf Trinidad im Alter von nur 28 Jahren

Anzeige im Aufbau (jüdische Exilzeitung)  New York (1934 – 2004)
Grabstein jüdischer Friedhof Port-of-Spain, Trinidad