Alter Eingang zum jüd. Friedhof (Gemälde Charles Rü)

Alter Eingang zum jüd. Friedhof Wörrstadt (Gemälde CharlesRü)

Juden lebten vermutlich schon im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit in Wörrstadt. Genauere Angaben liegen jedoch erst für das 18. Jahrhundert vor: 1763 wohnten in Wörrstadt 5 jüdische Familien, 2 verwitwete Personen, und 21 Kinder. Erstaunlicherweise sind aus diesem Jahrhundert auch drei Taufen von Juden überliefert. Im 18. Jahrhundert wurde der alte jüdische Friedhof „Am Kehlberg“ angelegt.

In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die jüdische Gemeinde einen stetigen Zuwachs: 1804/21, 1824/58, 1838/70, um mit 118 Personen (5,8%) 1861 einen Höchststand zu erreichen. Danach ging ihre Zahl kontinuierlich zurück: 1880/98 (4,7%), 1905/88, 1924/65 (2,9%), 1933/44 (1,9%); nach 1939 lebten keine Juden mehr in Wörrstadt.

Im Jahr 1817 gab es unter den Juden in Wörrstadt 7 Viehhändler, 2 Fleischer, 1 Bierhefehändler, 1 Ellenwarenhändler. 1825 erklärten die jüdischen Familienväter, dass sie arm seien und sich keinen eigenen jüdischen Lehrer leisten könnten; deshalb wollten sie ihre Kinder in die evangelische Gemeindeschule schicken.

Häufige Familiennamen waren: Berney, Born, Bronne, Dewald, Frank,Herzog, Kahn, Lion, Mayer, Morreau, Strauss, Weiß, Wolf.

Um 1800 unterhielt die jüdische Gemeinde einen Betraum im Haus eines wohlhabenden Juden. 1833 kaufte sie ein Wohnhaus in der Pfarrgasse und baute es zur Synagoge um. In diesem Gebäude befand sich auch eine Mikwe (Ritualbad) und eine Wohnung für den Lehrer. Über 100 Jahre fanden in diesem Haus in der Pfarrgasse Gottesdienste statt. In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge geschändet und angezündet; nur das Eingreifen eines Nachbarn und der Feuerwehr verhinderte, dass auch das Haus durch Brand zerstört wurde. 1940 erwarb die Gemeinde das Gebäude und ließ es zu einem Wohnhaus umbauen. Heute ist daran nichts mehr von seiner einstigen Funktion zu erkennen.

Nach dem Gedenkbuch des Bundesarchivs wurden von den in Wörrstadt und Rommersheim geborenen oder in den 1930er Jahren dort lebenden Juden 32 deportiert und ermordet.
1998 wurde in der Pfarrgasse eine Gedenktafel angebracht. In Rommersheim (bis 1930 Eichloch, bis 1971 selbständig, jetzt ein Stadtteil von Wörrstadt) lebten im Jahr 1835 immerhin 36 Juden
(7,5% der Gesamteinwohnerzahl). Die häufigsten Familiennamen waren Bronne, Born und Wolf. Etwa 1912 wurde die Jüdische Gemeinde aufgelöst. Die Familie Born findet man seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Wörrstadt, einige Mitglieder der Familie Bronne zogen ebenfalls nach Wörrstadt wie auch nach Alzey und Armsheim.

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